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ANJA STEINIG – STUDIO F

Interview

ADC-Präsidiumsmitglied für den Fachbereich Editorial und Inhaberin des STUDIO F

„Hallo Anja, schön, dass es geklappt hat!“
„Na klar, ich bin schon ganz gespannt.“
„Und wir erst!“

Wir unterhalten uns heute mit Anja Steinig, Gestalterin, ADC-Präsidiumsmitglied für den Fachbereich Editorial und Inhaberin des STUDIO F in Berlin. Schwerpunkte des Studios sind die Bereiche Editorial Design, Corporate Design und Corpora Literature.

Aber wie fing das eigentlich alles an?

„Nach meinem Studium (viel zu jung) wollte ich unbedingt in die Werbung. Ich habe schon während meines Studiums bei DDB Needham gearbeitet, nach dem Diplom in der EURO RSCG und schließlich bei Rempen & Partner. Ich habe gemerkt, dass dies alles nichts für mich ist. Ich fand es in der Werbung absolut furchtbar und habe von heute auf morgen gekündigt, ohne zu wissen was ich danach mache werde und ohne ein finanzielles Polster zu haben.“

Zuvor hatte Anja bei Rempeln & Partner einen Lektor kennengelernt, der an dem Kundenmagazin für die Modefirma IPURI arbeitete. „Das war das erste große Kundenmagazin, das jeder kannte. Alle wollten es haben. Es lag gratis in jeder Filiale.“ Auf der Suche nach neuen Grafikern, kam die Redaktion dann schließlich auf Anja zu. „Ich hörte dann auf als Freelancer in Werbeagenturen und Designbüros zu arbeiten und habe mich mit einem Partner selbstständig gemacht.“ Zusammen mit Marcus Weyerke gründete sie das Designbüro Formwechsel. „Den Namen fanden wir nach einigen Jahren nicht mehr angebracht, aber so hießen wir nun einmal. Jeder kannte uns unter diesem Namen. Das Magazin PUR von IPURI, das wir übernommen hatten, wurde zur besten Kundenzeitschrift Deutschlands gekürt. Danach haben wir eigentlich nie wieder wirklich akquiriert. Die Firmen und Redaktionen kamen auf uns zu und wollten mit uns zusammen arbeiten.“

Neben der Arbeit bei Formwechsel war Anja sieben Jahre Dozentin für Typografie und Presse- und Verlagswesen an der Fachhochschule Düsseldorf inne. Dann lockte sie eine Professur an der design akademie berlin in die Hauptstadt. „Ich habe diese Professur übernommen und dadurch mein Büro in Düsseldorf vor die Wand gefahren, weil ich überhaupt keine Zeit mehr hatte. Und dann haben wir auch noch einen großen Kunden verloren. Ich konnte mir ein Büro in 500 km Entfernung nicht mehr leisten. Marcus und ich haben uns getrennt, ich habe den Namen Formwechsel behalten.“

Neben der Professur saß Anja in einer Bürogemeinschaft. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin machte man sich nach einiger Zeit dann auf die Suche nach einem eigenen Studio. Während sich die Raumsituation änderte, begleitete sie der Name Formwechsel immer noch und missfiel dabei nicht weniger. Gleichzeitig war er schon zu bekannt, um ihn einfach ändern zu können. Die Lösung lag dann in der simplen Abkürzung des Wortes. Aus Formwechsel wurde STUDIO F. Zur gleichen Zeit habe ich die Professur gekündigt, aber weiterhin Editorial Design unterrichtet. Das ist zwei Jahre her.

Und was macht STUDIO F heute?

Anja führt uns mit ihrer Webcam durch das Studio. Wir sehen ein Ladenlokal, überall liegt Papier, Magazine stapeln sich über Magazine. „Und da sitzen Miriam, Xaver und Tino“. Fröhliches Winken auf beiden Seiten.

Der Fokus vom STUDIO F liegt auf der Gestaltung von Printpublikationen. Neben diesen gestalten sie auch eine Vielzahl von Weinetiketten. Beispiele für Gestaltungsarbeiten sind das Skateboard und Klamotten Magazin STREETWEAR TODAY, die Überarbeitung des Schriftzugs für das Frauenmagazin EMOTION und die Neuentwicklung des Theatermagazins DIE DEUTSCHE BÜHNE. Aktuell gestaltet STUDIO F für den Corps Verlag das Kundenmagazin der BBBank in Karlsruhe und schon seit einigen Jahren ein Magazin für Siemens. Ein weiteres Projekt ist KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf, für die sie die gesamte Außenkommunikation, wie zum Beispiel Poster, Einladungen und Kataloge entwerfen. „Wenn man Geld verdienen will, sollte man im Bereich Editorial Corporate Publishing Produkte gestalten oder in einem Verlag arbeiten.“ Oft stehe man vor der Entscheidung, ein tolles, schönes Magazin zu entwickeln oder Geld zu verdienen. Man sollte dabei eine gute Mischung aus beiden Arbeitsbereichen finden, um finanziell überleben zu können. Das gilt zumindest für Berlin.

Und wo liegt der Unterschied zwischen Kundenmagazinen und Publikumszeitschrifen?

„Den Verlagen geht es schlecht, weil die Werbung ausbleibt. Viele Magazine leben inhaltlich in einer großen Advertorial-Blase. (…) Bei Kundenmagazinen ist das anders. Du musst dich einmal auf den Kunden einlassen, dessen Magazin du gestaltest. Dahinter steckt meistens eine erstklassige Redaktion und viel Geld für gute Bilder.“

STUDIO F arbeitete unter anderem für die DEUTSCHE BÖRSE GROUP. Hier konnte jede einzelne Ausgabe visuell anders behandelt werden. Die typografische Umsetzung variierte von Artikel zu Artikel. Die Fotografen wurden von STUDIO F selbstständig ausgesucht und sie konnten an den Redaktionstreffen teilnehmen, um sich dadurch auch inhaltlich einzubringen.

Da bei Kundenmagazinen immer direkt Bezug auf die Zielgruppe des Unternehmens genommen wird, gilt es deutlich als erstklassige Werbung. Das macht die Entscheidung des Unternehmens leicht, viel Geld für das Corporate Publishing zu investieren. „Viele wunderschöne Independent Magazine, die wir natürlich gerne gestalten würden, sind leider nicht relevant. Sie sind nur schön. Das reicht nicht.“

Und in welches Magazin wird gerne privat reingeschaut?

„Ich habe keine Coffee Table Magazine. Ich habe keine Magazine rumliegen die nur schön aussehen. Ich habe seit Jahren DIE ZEIT abonniert und lese natürlich immer rein. DUMMY kaufe ich mir auch ab und zu. Letztens habe ich mir eine Architekturzeitschrift von 1929 gekauft, die ist sehr schön gestaltet und die Artikel sind gut geschrieben. Und ich fange wieder an die