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KAI VON RABENAU – MONO.KULTUR.

Interview

Kai von Rabenau, Herausgeber von MONO.KULTUR.

Kai von Rabenau. Fotograf, vor allem aber Magazinliebhaber und Herausgeber von MONO.KULTUR.

Studiert am Royal College of Arts und Central St. Martin in London, hat er seit 2001 seine Heimat in Berlin.
Er hat sich stets mit Magazinen beschäftigt und schon lange den Wunsch im Hinterkopf sein eigenes herauszugeben.

Dieser wurde wahr als er in Berlin landete. Freie Zeit zur Verfügung und noch neu in der Stadt fasste er den Entschluss „Ich probier das jetzt einfach mal.“ Das war vor rund 10 Jahren als die ganze Self-Publishing-Szene noch in den Kinderschuhen steckte.  Er legte in einer Kunstbuchhandlung Flyer aus mit dem Gesuch nach Mitstreitern für sein Projekt.

MONO.KULTUR ist über zwei Jahre Schritt für Schritt gewachsen bis 2005 das erste Heft veröffentlicht wurde. Als stetiger Begleiter läuft das Magazin nebenher. Ohne Anzeigen trägt es sich selbst über Verkäufe, Events und durch Unterstützung. Das Team hinter MONO.KULTUR ist eine bunte Mischung. „Ich habe bis letztes Jahr als Fotograf gearbeitet und die anderen kommen aus allen möglichen Bereichen. Es gibt da einen Journalisten, ein, zwei Grafiker, ein paar Leute die im Kunstbetrieb arbeiten.“

Auf ganz klassischem Weg kam Kai von Rabenau an Aufträge für das ZEIT MAGAZIN, LODOWN und BRAND EINS.
„Es hat viel damit zu tun, im richtigen Moment der richtige Mann zu sein.“
Jedoch – ein enttäuschter Blick hinter die Kulissen. Die eingeschränkte Gestaltungsfreiheit und anzeigenkunden-gesteuerten Inhalte waren zusätzlicher Antrieb etwas eigenes zu schaffen,  auch mit dem Ziel hundertprozentige Kontrolle darüber zu haben. „Ich fand es unschön, dass man als Fotograf immer ganz unten in der Kette steht. Man hat keinen Einfluss mehr darauf welche Bilder verwendet werden, wie sie verwendet werden und welche Schrift darüber läuft…“

Diese Freiheit hat er sich nun erarbeitet. Ebenso die Freiheit den Wunschzettel der Interviewpartner für MONO.KULTUR mitzubestimmen. „Das ist ein sehr organischer Prozess.“ Knapp zehn Personen tragen diese Entscheidung mit, jede mit anderen Favoriten. „Eine ziemlich lange Wunschliste die sich ständig ändert und neu diskutiert wird“. Teils laufen Anfragen für die Interviews bis zu zwei Jahren um Ort, Raum und Zeit zu finden. „Wenn es gelingt zu den Leuten durchzudringen, sagen eigentlich neun von zehn Leuten Ja!“ Denn es ist auch eine Ehre! Jede Ausgabe MONO.KULTUR widmet sich einer Person und bietet somit mehr Platz als alle herkömmlichen Magazine für Interviews. Bei der Wahl der Interviews spielt die Balance zu verschiedenen Genres eine Rolle. Ebenso sollen genügend Frauen interviewt werden. „Eine wilde Mischung an Wünschen, Möglichkeiten und pragmatischen Überlegungen.“ Eine Bedingung gibt es dann noch…die Personen müssen international bekannt sein.

Vom Interview bis zum fertigen Heft dauert es drei Monate. Ursprünglich war es als braveres und konventionelleres Interview Magazin geplant mit mehreren Interviews pro Ausgabe in Anlehnung an das französische Magazin INROCKUPTIBLES.  Aus finanziellen Gründen wurde der Inhalt für die erste Ausgabe gesplittet und in monothematischen Erscheinungen veröffentlicht welche das aktuelle Format prägen. „Eine riesige Freiheit, dass wir jede Ausgabe vollständig einem Interview-Partner widmen konnten.“  Die Not, dass der erste Designer absprang wurde zur Tugend. Fortan wurde jedes Interview von einem neuen Designer interpretiert und visuell umgesetzt. „Jede Ausgabe ist völlig neu und überraschend!“ Die Darstellungsweise ändert sich jedes mal radikal. „Ein Bonbon Effekt der das ganze frisch hält und die Leute nicht langweilt.“ „Es ist ein Highlight zu beobachten wie sich verschiedene Designer einer Person widmen, einem Text lesen und interpretieren und die visuelle Sprache ableiten.“ Lediglich Format, Schift und Grundästhetik sind vorgegeben.

MONO.KULTUR wird in englischer Sprache veröffentlicht. Ein Nischen-Magazin wie MONO.KULTUR in Deutsch zu veröffentlichen würde sich nicht lohnen da die Zielgruppe viel zu klein ist. „Sprache ist einfach immer wieder ein Thema.“ Selbst für BRAND EINS oder das ZEIT MAGAZIN, welches vor kurzen die erste englische Ausgabe veröffentlichte.

Einblick in den englischsprachigen Markt. Der Unterschied zwischen deutschem und britischen Markt liegt vor allem darin, dass die britischen Magazine durch die Vorzüge ihrer Sprache von Anfang an gewohnt sind europaweit oder sogar weltweit zu vertreiben.

DAZED AND CONFUSED beispielsweise hat sich von Anfang an stark auf den amerikanischen Markt konzentriert und dadurch einen deutlich größeren Bekanntheitsgrad gewonnen. Was in einer Küche begann gründete nach zwei, drei Jahren in einem umfangreichen Verlag.  „England ist Hype und Celebrity orientierter wodurch junge Talente schneller umarmt werden und Chancen bekommen aber eben auch schneller wieder abgeschossen werden und zum alten Eisen gehören“ . Zudem sind britische Magazine meist  „professioneller und visuell ansprechender als Deutsche.“ Das britische Musikmagazin THE WIRE beispielsweise legt großen Wert auf authentische und qualitative Fotografie während manch deutschsprachige Magazine lediglich auf Pressematerial zurückgreift.  Hier gilt: „Ein anderes Bewusstsein. Eine andere Wertschätzung“.

Kai von Rabenau gesteht: „Ich bin der totale Magazin-Junkie“. Seine Lieblingsmagazine ändern sich stetig. Zu den konstanten zählen 032 C, BRAND EINS und THE WHITE REVIEW. PIN UP. damals noch EIN MAGAZIN ÜBER ORTE und „Die amerikanische INTERVIEW – für mich mein Gossip-Magazin“. Mit einem schelmischen Unterton fügt er hinzu „Und natürlich MONO.KULTUR!“

Nach acht Jahren MONO.KULTUR wird es Zeit für Veränderung. „Es muss sich jetzt irgendwie weiter entwickeln“, obwohl das Magazin an sich nicht überarbeitet werden soll. Routine kehrt ein “ In der Hinterkammer von MONO.KULTUR entwickelt sich ein Designstudio, welches breitgefächert arbeitet im angewandten Kontext. „Jetzt kann man mal was Neues machen.“ Wie dies aussehen wird bleibt erstmal noch offen.