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Interview

Hier findet ihr die Interviews von Persönlichkeiten die eins eins eins maßgeblich inspirieren und unterstützen.

Alex Bec

Freitag Morgen, 25.10.13, 11 Uhr deutsche Zeit. „Ich bin so froh, dass es Freitag ist, wie seht ihr das?“ Wir unterhalten uns über Skype mit einem der Gründer von IT’S NICE THAT: Alex Bec.

Mit Sitz in London steht IT’S NICE THAT für „CHAMPIONING CREATIVITY ACROSS THE ART AND DESIGN WORLD“. Tagtäglich versorgt man hier über die Internetseite ein großes Publikum über Neuigkeiten aus der kreativen Welt, lädt zu Events ein und publiziert eigene Magazin- und Buchformate. Und wir wollen wissen, wie das eigentlich funktioniert, dass aus einem kleinen beiläufigen Studienprojekt etwas Großes wird.

„Nichts davon war geplant. Wir sind einfach zwei Freunde aus der Schule, die versucht haben, sich Namen zu merken. Mein Business Partner Will hat den Blog gegründet.“ Und woher dieser Name?

„Wir haben zusammen gewohnt, zusammen studiert und da war dieser Comedian im Radio, was wir den ganzen Tag haben laufen lassen, mit einem tiefen englischen Akzent und er war immer so ‚Ooooh, it’s nice that, it’s nice that.‘ Als das Projekt einen Namen brauchte, haben wir das einfach benutzt, da gab es keine wirkliche Diskussion.“ IT’S NICE THAT steht dabei auch für eine Reaktion auf die Überinterpretation der Dinge, die gerne sehr intellektuell ist und oft viel zu weit ausgeholt. „Wir haben uns immer als ganz normale Leute gesehen und uns immer einfach nur gedacht ‚Oh, schau mal, das sieht gut aus‘. Lasst uns doch einfach sagen ‚It’s nice that‘.“

Wieso erstmal nur der Blog? „2007 waren wir noch an der Hochschule. Den Blog zu starten war einfach und kostenfrei, schnell und flexibel. Du kannst schnell etwas ändern, wenn du es nicht mehr magst. Die Schönheit des Internets ist doch gerade diese Flexibilität.“ Noch im selben Jahr ging es dann auch erstmal in die richtigen Jobs. Alex arbeitete in einem Illustrations Studio, während es Will in ein Graphik Design Studio zog. Gemeinsam gingen sie in der Freizeit eigenen Projekten als Freelancer nach. IT’S NICE THAT lief nur nebenbei, bis 2009 die Dinge schließlich etwas ernster wurden. 80.000 folgten bereits der Seite. „Wir dachten, das ist doch verrückt. Wir schreiben etwas und die Leute schauen es sich an. Das war einfach ein großer Spaß. Also sagten wir uns, daraus müssen wir was machen.“ Und kurzerhand gaben beide ihre Jobs auf, um sich ganz IT’S NICE THAT zu widmen.

Zum selben Zeitpunkt fiel die Entscheidung die erste Magazinausgabe von IT’S NICE THAT zu realisieren. Print als Endergebnis des gesammelten Inhalts auf dem Blog. Ein Weg, die Inhalte zu kontrollieren und die besten Beiträge als Druck einmalig zu archivieren. „Es war wichtig, den Leuten etwas mit Wert zurückzugeben.“ Aber wenn alles im Internet frei zur Verfügung steht, wer kaufte dann dieses Magazin? Alex und Will entschieden sich für eine Pre-Order. Sollte es nicht genügend Interessenten geben, würde eben kein Magazin gedruckt. Aber die Leute wollten es und die Leute kauften es. In zwei Jahren erschienen acht Ausgaben von IT’S NICE THAT.

Alex steht hier auf und greift nach den Magazinen, die im Hintergrund im Regal stehen. Er kommt zurück mit der allerersten Ausgabe von IT’S NICE THAT: „Das hier, das fühlt sich einfach sehr nach uns an. Das hat richtig Spaß gemacht. Hier sind viele Studentenarbeiten drin, einiges von Leuten die wir unterstützt haben. Die Leute haben das geliebt, die haben das gekauft. Wir haben 1.500 gedruckt, vielleicht 1.000, die waren alle ganz schnell vergriffen. Das war sehr aufregend. Also haben wir da weitergemacht.“ Aus dem weitermachen wurde dann ziemlich schnell ein kleines Business, in dem fünf, sechs Personen involviert waren. Je mehr Geld investiert wurde, je schlauer das Format wurde, desto mehr neigte es sich gleichzeitig dem Ende zu. Das Magazin wurde wieder eingestellt, weil es Zeit für etwas Neues war. Alex zückt eine Ausgabe PRINTED PAGES.

„Die Print Situation hat sich geändert in den letzten Jahren und in den nächsten wird sich wieder viel ändern. Wir wollten offen bleiben gegenüber diesen Veränderungen und sicher sein, dass sich auch IT’S NICE THAT in dieselbe Richtung verändern kann.“ PRINTED PAGES berücksichtigt diese Veränderungen und es wird nur gedruckt, was es im Internet nicht zu sehen gibt. „Alles, was wir getan haben, war einfach immer wieder weiter zu lernen. Und zum Glück hatten wir keine Chefs, die uns sagten, nein, so geht das nicht. Zum Glück waren wir dabei immer überzeugt genug zu sagen, nein, das ist nicht richtig, wir machen das jetzt so und so. In zwei, drei, vier Jahren wird sich das vielleicht wieder ändern und PRINTED PAGES fühlt sich nicht mehr richtig an. Ich denke, publizieren bedeutet, in dem Moment zu leben. Jetzt funktioniert das genau nach diesen Regeln und genau die können sich dann wieder ändern.“

Die Internetseite bezeichnet Alex strahlend als Sonne ihres Universum. Es ist der Ort, wo sie die meisten Menschen erreichen, mittlerweile 350.000 im Monat. Und der Ort, aus dem sich alles weitere heraus ergibt. Die Frage danach, was diese Leser wollen, was man ihnen geben kann oder geben sollte, ist dabei immer im Vordergrund und Grundlage für die Events. „Egal wie viel du über etwas schreibst, den Einzelnen live darüber reden zu hören ist einfach das Größte. Die digitale Welt kann nicht die physische übersteigen. Man kann kostenfrei unglaublich gute Musik downloaden, aber man gibt am Ende trotzdem 30 Pfund aus um die Menschen zu sehen, wie sie diese Musik machen. Um sie anzulächeln, ihre Hände zu schütteln. Das ist sehr wichtig und dafür machen wir das Ganze.“

Alex Bec schaut sich um und lässt uns dann wissen, dass es nach wie vor verrückt ist, wie sich das alles aufgebaut hat. Ein sehr charmanter, bodenständiger junger Mann, der mit Freude weitergibt, was er aus den letzten Jahren gelernt hat. „Print ist tot ist die langweiligste Unterhaltung die man führen kann. Nichts von diesen Dingen ist tot, alles ist einfach gut für sich. Ob das Radio oder das Internet, all diese Dinge gründen auf ihrer ganz eigenen Technologie und was die Leute gerade eben wollen. Alles hat seine Vor- und Nachteile, aber nichts davon verschwindet. Und welches Medium wir als nächstes nutzen, hängt davon ab, was das Publikum will.“

Interview 1

Interview 2

David Burton

Ein Gespräch mit David Burton aus London, Editor des Magazins ESSES.

WELCHES MAGAZIN HAST DU ZULETZT VOR DIESEM INTERVIEW IN DEN HÄNDEN GEHALTEN?

GQ und PORT, zwei sehr unterschiedliche Lifestyle Magazine für den Mann. Dann hab ich mir kürzlich die älteren Ausgaben von PORT angeschaut. Ich lese aber allerhand an Magazinen, vermutlich genau wie ihr. Eben nicht nur die Lifestyle- und Motorradmagazine. RIPOSTE ist großartig, SIDETRACK ist fantastisch, genauso wie WIRED und NATIONAL GEOGRAPHIC. Ich versuche in so viele verschiedene Magazine wie nur möglich reinzuschauen.

WENN DU BEIM ARZT IM WARTEZIMMER SITZT, VOR DIR DER TISCH MIT MAGAZINEN, NACH WELCHEM WIRST DU GREIFEN?

Haha, das hängt vermutlich davon ab weswegen ich beim Arzt sitze. Die Sachen im Wartezimmer gehören offensichtlich nicht zu den Magazinen, die ich mir kaufen würde. Ich würde wohl mein eigenes Magazin mitnehmen, aber ich hab auch nichts gegen ein gelegentliches durchblättern von GRAZIA oder HEAT.

HAST DU MAGAZINE ABONNIERT?

Ja, ich hab einige abonniert, wie beispielsweise GQ oder NATIONAL GEOGRAPHIC, aber um ehrlich zu sein, ich bevorzuge es die Zeitungshändler und Magazineshops zu besuchen, um einfach mal ein bisschen zu stöbern. Ich mag es durch die Magazine zu blättern, nach den Covern zu schauen und zu gucken, was mich davon eben packt. Ich lebe in London, deshalb kann ich mich glücklich schätzen, dass es hier viele sehr gute unabhängige Zeitungshändler gibt. Es ist immer großartig da vorbeizuschauen und sich umzusehen.

GIBT ES EIN THEMA DAS DU AUF DEM MAGAZINMARKT VERMISST?

Mit ESSES haben wir angefangen, gerade weil es dieses Gefühl gab, dass etwas fehlt. Es begann mit dem Motorradfahren und entwickelte sich von hier an über die Zeit. Wir dachten, da bleibt noch was aus, in der Art und Weise, wie über Motorräder geschrieben wurde und wir wollten die Leidenschaft für das Fahren, aber auch für die Magazine zusammenbringen. Jetzt vermissen wir immer noch etwas. Wir haben einige Ideen für Magazine, die sich nicht um Motorräder drehen. Das wäre fantastisch, wenn wir die noch machen können, aber das bleibt dann erstmal noch mein Geheimnis. Vielleicht seht ihr in ein paar Jahren was davon.

WAS GLAUBST DU IST DIE ROLLE DER MAGAZINE IN DER GESELLSCHAFT?

Eindeutig zu informieren, zu unterhalten, Anregungen zu geben und die Leute zu inspirieren, um von hier an von anderen Menschen zu erfahren, andere Lebensformen kennenzulernen, andere Kulturen und andere Wege die Dinge eben zu gestalten. Gute Magazine liefern einen abwechslungsreichen Mix an Inhalten, so dass man sich einige Stunden hinsetzen kann und einfach eintaucht in diese Bandbreite an Themen, von denen du vorher vielleicht gar nicht gehört hast.

WARUM ALSO ESSES UND WAS IST DER UNTERSCHIED ZU DEN ANDEREN MAGAZINEN ÜBER MOTORRÄDER?

Wir haben das Projekt zu zweit ans Laufen gebracht. Da gibt es nur mich und Jon, der Designer des Magazins. Wir wollten schon lange ein Magazin für uns machen, von einem rein kreativen Ausgangspunkt. Die Idee war nie Profit daraus zu schlagen, was naiv klingen mag, aber es ging uns dennoch nie ums Geld machen oder zumindest nur um soviel Geld, dass wir die Möglichkeit hatten, die nächste Ausgabe zu produzieren. Das war eine Unterhaltung die wir über zwölf Monate geführt haben, ehe wir uns entschlossen haben, das ganze Wirklichkeit werden zu lassen. Die ursprüngliche Idee kam beim Lesen der allgemeinen Motorradpresse in England. Ich hab keine negativen Worte übrig für diese Zeitschriften, sie machen einen fantastischen Job, aber wir wollten uns genauso so sehr auf die Fahrer konzentrieren, wie auf die Motorräder selbst. Im Prinzip erzählt das Magazin die Geschichten der Leute die in irgendeiner Beziehung mit Motorrädern stehen. Die anderen kümmern sich um fantastische Produktvorstellungen und Tests. Die liefern einfach sehr viele Informationen über Motorräder. Wir wollten aber die Geschichten der Fahrer erzählen, über die man sonst nie gelesen hätte oder die man woanders gar nicht findet.

WOHER KRIEGT IHR DIESE GESCHICHTEN?

Von schlichtweg überall. In erster Linie waren es Leute, von denen wir im Vorfeld schon mal gehört oder wo wir kleinere Interviews bereits gelesen haben. Oder es gab einen kleinen Ausschnitt in einem bereits bewährtem Magazin, welches unsere Aufmerksamkeit bekommen hat. Als wir angefangen haben diese Leute zu kontaktieren, um zu schauen ob sie mit uns Zeit verbringen würden, öffnete sich eine völlig neue Welt für uns. Als wir angefangen haben die Leute zu treffen, kannten die immer schon die nächsten interessanten Persönlichkeiten. Das fing an, bevor wir irgendetwas irgendjemandem zu zeigen hatten. Niemand lehnte uns ab wenn es darum ging, auch im Magazin zu erscheinen. Jeder war immer sehr positiv gestimmt. Wir bekamen Ideen von allen Seiten, aber wollten die Inhalte doch nie mit Gewalt zusammenkriegen, so dass es sich am Ende gekünstelt anfühlen würde. Wir versuchen vor allem Geschichten zu finden die keinen offensichtlichen Bezug zum Motorrad haben – Leute die eine Leidenschaft für Motorräder haben aber etwas ganz anderes, interessantes in ihrem alltäglichen Leben machen. In der nächsten Ausgabe zum Beispiel, No. 2, die jetzt im Oktober erscheint, haben wir ein Feature mit einem berühmten Straßenkünstler. Er fährt Motorrad, aber das kriegst du gar nicht mit. Nichts davon erscheint in seinen Arbeiten und er erwähnt es auch nicht. Dass er die Räder aber liebt, haben wir dann erfahren und ihn in seinem Studio interviewt. Das ist genau das, was wir hoffen zu produzieren: ein Magazin, das sich um den Lifestyle dreht, nicht nur ums Metall. Es geht um die Menschen hinter den Motorrädern.

AN WELCHEN MOMENT ERINNERST DU DICH AM LIEBSTEN, ANGESICHTS ALLER BIS JETZT PRODUZIERTEN AUSGABEN?

Woran ich mich da am besten erinnere, ist der Tag als wir die Exemplare der Ausgabe Null von der Druckerei geliefert bekommen haben. Einen Umschlag mit einzelnen Ausgaben nahmen wir mit in den Pub, öffneten ihn, schauten uns das Ergebnis an und waren begeistert. Wir gaben uns ein High Five, um dann festzustellen, dass wir überhaupt keine Ahnung hatten, wie wir das Ding verkaufen können. Keiner von uns kommt aus dem Marketing oder hat kaufmännisches Hintergrundwissen. Das ist wohl der Moment, an den ich mich am besten erinnere. Es war wie: „Wow, wir haben all diese super Magazine. Was machen wir damit – irgendwas dekorieren?“

GIBT ES MAGAZINE AUS DER VERGANGENHEIT DIE EUCH BEEINFLUSST HABEN BEI DER ARBEIT AN ESSES?

Wir lassen uns von vielen verschiedenen Magazinen beeinflussen, aus der Vergangenheit und Gegenwart im gleichen Maße. Der unabhängige Markt für Magazine rund um Zweiräder ist in Großbritannien während der letzten Jahre explodiert. Jon hat sich intensiv damit auseinandergesetzt, so dass er vielleicht nicht zwingend spezifische Ideen fürs Design daraus gezogen hat, aber doch sehr viel Inspiration und ein Gefühl dafür, das Thema richtig anzugehen. Wir wollten uns auf das wesentliche eines guten Magazins konzentrieren; gute Typografie, wunderbares Design, fantastische Bilder und gut geschriebene Geschichten. Kein Durcheinander auf den Seiten. Das Design konkurriert nicht mit den Geschichten.

WIE WICHTIG IST DAS MATERIAL FÜR EUCH?

Es war sehr wichtig nicht blank und glänzend zu wirken. Wir haben unsere Zeit gebraucht, um das richtige Material und Format zu finden. Die Leser haben gesagt, dass sich unser Magazin mehr nach einem Buch anfühlt. Das liegt vermutlich daran, dass ESSES weit weg ist von dem, was man sich unter einem Motorrad-Magazin eben vorstellt. Wir wollten, dass es sich fest und kompakt anfühlt. Ich denke, wir wollten vor allem, dass es sich eben wie ein unabhängiges Magazin anfühlt.

EIN TWEET AN UNSERE LESER. 140 ZEICHEN. DEINE BOTSCHAFT?

Wenn es jemand hinkriegt, dass Valentino Rossi mal bei uns durchruft, wär das fantastisch.

WENN EIN TAG DEINER LETZTEN WOCHE THEMA DER NÄCHSTEN AUSGABE WÄRE, WIE WÜRDE DAS COVER AUSSEHEN? BITTE EINE SKIZZE.

Interview 3

Gabriele Fischer

IN WELCHES MAGAZIN HABEN SIE ZULETZT VOR DIESEM INTERVIEW GESCHAUT?

Ein Bekannter von mir hat gerade ein Magazin zum Thema Insolvenz herausgebracht, das habe ich mir angesehen. Regelmäßig lese ich am Sonntag die ZEIT, den SPIEGEL und immer mal wieder die FRANKFURTER ALLGEMEINE, um sicher zu gehen, dass die Welt sich noch dreht. Daneben schaue ich mir die Mitbewerber an und alles, was neu ist, sofern es darin nicht nur um Mode und Styling geht.

WELCHER ARTIKEL ODER WELCHES BILD IST IHNEN AUS EINEM MAGAZIN ZULETZT BESONDERS AUFGEFALLEN?

Ich komme gerade aus einem einwöchigen Woche Urlaub zurück – und da lese ich nur Bücher. Generell schaue ich mir viel an und finde auch viel Gutes.

ZU WELCHEM MAGAZIN GREIFEN SIE BEI IHREM ARZT IM WARTEZIMMER?

Zur BUNTE oder GALA. Mein Zahnarzt hat BRAND EINS ausgelegt, das finde ich ganz reizend – aber das will vermutlich kein Mensch in Erwartung einer Spritze lesen. Da ist schon eine „Gala“ fast zu anspruchsvoll.

WELCHES SIND IHRE DREI FAVORITEN UNTER DEN MAGAZINEN?

Das wechselt. Ich habe einige Zeit ZENITH gelesen, ein Magazin, das sich mit dem Orient beschäftigt und 1999 von Studenten der Islamwissenschaft in Hamburg entwickelt wurde. Es beeindruckt durch eine aufgeklärte und liberale Perspektive auf eine Welt, die uns gerade in Zeiten von ISIS fremd und brutal erscheint. Die arabische Welt hat mich schon immer interessiert, ich habe meine Magisterarbeit über die Kurden im Irak geschrieben. Außerdem schaue ich mir immer wieder gern 11 FREUNDE an oder DUMMY.

GIBT ES EIN THEMA DAS SIE AUF DEM MAGAZINMARKT VERMISSEN?

Uns besuchen immer wieder hoffnungsvolle Jungverleger und stellen uns ihre Konzepte vor. Einige Zeit lang gab es Versuche, „so etwas wie BRAND EINS“ zu den Themen Wohnen, oder Kochen zu machen. Interessanter fand ich die Idee, eines Programmhefts für Radiosendungen: Früher gab es das als Beihefter in den Fernsehzeitschriften, heute weiß man eigentlich nicht mehr, was wann wo kommt und wo Perlen versteckt sind. Die Idee war interessant – aber die Leute haben sie nicht finanziert bekommen. Davon abgesehen fehlt mir persönlich nichts. Ich könnte auf viele Magazine verzichten.

WELCHE ROLLE SPIELT FÜR SIE DAS MAGAZIN IN UNSERER GESELLSCHAFT?

Das Magazin in der Gesellschaft … das ist ein großer Anspruch. Vielleicht geht es eine Nummer kleiner: Ich denke, dass gut gemachte Magazine dazu einladen, sich ein Thema genauer anzusehen – und sie können dazu verführen, sich mit Themen zu beschäftigen, die einem bislang fremd waren. BRAND EINS ist, wenn wir es richtig machen, eine Wundertüte, in der man Themen findet, die man nie gesucht hätte. Ich selbst lasse mich gern auf solche Reisen durch ein Magazin ein, auch wenn ich inzwischen vieles auf dem iPad lese und mich dort vom Inhaltsverzeichnis leiten lasse.

GIBT ES EINEN MOMENT DER IHNEN BESONDERS AM HERZEN LIEGT WENN SIE AN BRAND EINS DENKEN?

Ganz viele. Und es ist auch bis heute so, dass wir jede neue Ausgabe gespannt und auch ein wenig nervös erwarten – obwohl wir schon bei der 171. Ausgabe sind. Wenn uns das Heft kalt ließe, dann sollten wir aufhören. Daneben gibt es in der Historie natürlich Meilensteine. Zum Beispiel das Cluetrain Manifest, 2000. Die meisten Journalisten fanden es überflüssig und pathetisch, letzteres stimmt. Aber es war eben auch wegweisend – und deshalb hat unser Art Director Mike Meiré das Pathetische noch einmal übersteigert und Sätze wie „Märkte sind Gespräche“ auf nackte Haut geschrieben. Das war großes Kino – und hat unter anderem dazu geführt, dass es Probleme mit dem Porträt einer amerikanischen Firma gab: Wir hatten just jene Ausgabe als Referenz geschickt, und man befürchtete dort, unser Thema sei Pornografie.

MIKE MEIRÉ WAR VON ANFANG AN DABEI?

Er war schon beim Vorgänger-Magazin ECONY dabei.

GIBT ES EIN COVER, DAS SIE GERNE IM MAGAZINREGAL GESEHEN HÄTTEN, WELCHES ABER NIE VERÖFFENTLICHT WURDE?

Nein. Wer hätte es uns verbieten sollen? Beim Februar-Titel zum Thema Werbung mit dem Titel „Kauf du Arsch“ gab es im Verlag zwar ein paar Bedenken, aber am Ende waren wir uns einig: Wir machen es – und es war ein echter Verkaufserfolg. Die Titel machen wir in der Redaktion gemeinsam und ringen darum manchmal bis kurz vor dem Drucktermin. Wir wollen all das, was wir in den vergangenen Wochen gedacht und geschrieben haben, zu einer Zeile verdichten – das ist nicht ganz einfach. Und gelingt auch nicht immer.

WELCHES WAR DIE SCHWERSTE HÜRDE DIE SIE BEWÄLTIGEN MUSSTEN?

Als wir nach einem Jahr nahezu pleite waren. Wir sind 1999 gestartet – und 2001 kam die große Krise. Unsere beiden damaligen Investoren waren am Neuen Markt und gerieten unter Druck, der Anzeigenmarkt ging in den Keller: Das war für die junge Firma doch recht bedrohlich. In den nächsten fünf Jahren war ich hauptberuflich auf der Suche nach Geldgebern – das Magazin zu machen war fast so etwas wie Erholung.

GIBT ES MAGAZINE AUS DER VERGANGENHEIT DIE SIE HEUTE BEEINFLUSSEN?

Es gibt nicht viele Vorbilder für BRAND EINS. Beeinflusst werden wir von jeder guten Geschichte, von jedem Ort, an dem guter Journalismus gemacht wird, gute Fotografien entstehen. Wir alle saugen auf, was wir an Gutem sehen und lesen, und das fließt sicher auch in unsere Arbeit ein. Aber es ist nicht so, dass wir sein wollen, wie irgendein anderes Magazin – wir wollen nur ein immer besseres BRAND EINS.

LEBENSLAUF

Gabriele Fischer, 61 Jahre, hat Politik, Germanistik und Soziologie studiert. Die 68er hat sie knapp verpasst, als sie 1970 an die Uni ging, wurde der härteste Kampf gegen eine Fahrpreiserhöhung geführt. Sie studierte ohne konkretes Berufsziel. Die meisten Germanistikstudenten wollten Journalist werden, sie wollte lieber nach der Magisterarbeit promovieren und vielleicht an der Uni bleiben. Stattdessen zog sie erst einmal mit ihrem Mann nach Bremen und weil sie dort niemanden kannte und Geld verdienen musste, nahm sie einen Job bei der Hertz-Autovermietung am Flughafen an. Rückblickend war das der erste Kontakt mit dem Thema Wirtschaft – und auch für den späteren Einstig in den Journalismus gut: „Mein Soziologen-Kauderwelsch haben sie mir dort schnell ausgetrieben.“ Nach einem Jahr begann sie, nach Alternativen zu suchen und der Journalismus gewann an Attraktivität. Sie bewarb sich um ein Volontariat, hatte nach vielen Fehlversuchen Erfolg beim Rotenburger Kreisblatt – und bekam gleichzeitig eine Zusage der damals gerade gegründeten Gruner+Jahr-Journalistenschule.

Nach lehrreichen, aber auch harten anderthalb Jahren kehrte sie den großen Verlagshäusern erst einmal den Rücken und ging in die Provinz, zum Osterholzer Kreisblatt. „ Lokaljournalismus ist eine gute Schule, die vor allem auch Respekt vor dem Leser lehrt – denn er begegnet dir am nächsten Tag auf dem Marktplatz..“ Nach einer weiteren Station beim DELMENHORSTER KURIER beschloss sie, zu einem Magazin zu gehen und landete beim MANAGER MAGAZIN, wo sie – unterbrochen von einer kurzen Stippvisite bei Schöner Wohnen – zehn Jahre blieb, zuletzt als Mitglied der Chefredaktion: Sie hatte sich als Nicht-Wirtschaftswissenschaftlerin auf eher psychologische und auf Management-Themen verlegt, die dem Heft gut taten. Titel wie ‚Karriere bis zum Knast‘ brachten hohe Auflagen. Nach fünf Jahren in der Chefredaktion wollte sich Gabriele Fischer eigentlich als freie Journalistin selbstständig zu machen, hatte dann aber die Idee für ein Wirtschaftsmagazin, das sich mit wissensbasierten Branchen und einem neuen Unternehmertum beschäftigte. Doch das Magazin ECONY wurde nach der zweiten Ausgabe eingestellt und nach zwei weiteren Ausgaben im Eigenverlag von einem mittelständischen Verlag übernommen. Nach sieben Monaten trennte man sich, der Verlag behielt die Rechte an ECONY – und Gabriele Fischer gründete mit dem ECONY-Team und zwei Investoren ein neues Wirtschaftsmagazin, BRAND EINS.

Interview 4

Peter Wagner und Johanna Mühlbauer

IN WELCHES MAGAZIN HABEN SIE ZULETZT VOR DIESEM INTERVIEW GESCHAUT?

Am Wochenende hab ich die halbe BRAND EINS gelesen, was aber eher Zufall war: Wir waren Donnerstag auf einer Konferenz und da lag die kostenlos aus. Die hab ich dann tatsächlich nach längerer Zeit mal wieder umfangreich gelesen.

WELCHER ARTIKEL ODER WELCHES BILD IST IHNEN AUS EINEM MAGAZIN BESONDERS AUFGEFALLEN?

(überlegt) Ach genau, das fand ich in eben jener BRAND EINS-Nummer wirklich gut: Da war dieser Text, da ging es darum, ob es wirklich klug ist, sich in der Wissenschaft Netzwerke zu verschaffen oder ob man lieber im Kämmerlein bleibt und still vor sich hinforscht. Da fand ich die Antwort überraschend tröstlich, weil ich genau das gehofft hatte: Die haben mit dem Thomas Südhof geredet. Der hat vor ein paar Jahren den Medizin-Nobelpreis gewonnen, und der meinte: Naja, das Problem an so Konferenzen und Netzwerken sei, wenn die vielen Leute sich die ganze Zeit austauschen würden, dann hätte man am Ende doch nur immer die gleichen Ideen. Das sei zwar schön, aber die richtigen originellen Sachen würden dann doch nur entstehen, wenn man für sich allein nachdenken würde.

ZU WELCHEM MAGAZIN GREIFEN SIE BEI IHREM ARZT IM WARTEZIMMER?

Tatsächlich zur BUNTE, wenn es irgendwie geht; oder zur GALA. Beim Friseur bei mir um’s Eck such ich immer den STERN raus. Ich nenn ihn mal die vergessene Zeitschrift. Sie hat mich lange begleitet beim groß werden. Früher war das ja schon noch die große Illustrierte, geprägt von Henri Nannen, das Ding mit den spannenden Bildreportagen aus der großen, weiten Welt. Die sind heute nicht mehr ganz so wichtig. Ich glaube, weil es in Internetzeiten nicht mehr so einfach ist, einen „General Interest“-Titel zu machen. Also, eine Wundertüte, die die ganze Nation überrascht.

WELCHES SIND IHRE DREI FAVORITEN UNTER DEN MAGAZINEN AUF DEM MARKT?

Ich lese gar nicht so wahnsinnig viele Magazine. Man denkt immer, das würde so zur Voraussetzung gehören, aber ich hab doch erstaunlich wenige in der Hand. Selber gekauft habe ich zuletzt das BLOCK Magazin von der Theresia Enzensberger. Da fand ich die Art der Finanzierung so interessant: Theresia druckt erst, wenn sie genug Leser/Käufer beisammen hat. Und dann mag ich doch immer wieder die BRAND EINS. Es ist schon fast langweilig zu betonen, dass man die gut findet. Die haben es aber halt geschafft, die Qualität über die Jahre hinweg zu halten. Die stellen in ihren Texten soviele richtige Fragen. Auf die Weise wird dann Wirtschaft interessant. Und dann ist da natürlich das SZ Magazin. Die machen schon mit die interessantesten Geschichten, von Woche zu Woche. Genau so wie das ZEIT Magazin. Die MUH lese ich auch ganz gerne immer mal wieder.

WELCHE ROLLE ÜBERNIMMT FÜR SIE DAS MAGAZIN IN UNSERER GESELLSCHAFT?

Ah, meine Lieblingsfrage. Also, darauf gibt es zwei Antworten. Die eine: Wenn man so ein Heft wie unseres macht, dann muss man filtern und sortieren. Man muss sich überlegen, was man eigentlich drin haben will. Man muss quasi ein bestimmtes Gebiet ausdauernd bearbeiten und verschafft sich so eine Art Übersicht und stellt auch Zusammenhänge her zwischen verschiedenen Themen. Das ist relativ sinnstiftend – der Mensch freut sich ja immer dann, wenn er irgendwo Zusammenhänge erkennt. Und genau das macht man eigentlich, wenn man so ein Heft erstellt: Zusammenhänge herstellen. Die andere Antwort: Wir versuchen mit unsren Geschichten Fragen zu beantworten, die wir eigentlich selber ans Leben haben. Das ist das Schöne, dass in diesen Literaturklassikern so viele Lebensfragen behandelt werden. Wir sehen dann zu, dass unsere Texte, nach Möglichkeit, immer eine zentrale Frage beantworten. Idealerweise haben dann wir und auch der Leser was davonIch glaube, dass Journalismus nicht nur informieren oder unterhalten muss, sondern dass Journalismus oder eben auch Magazine so eine Orientierungsfunktion haben können. Dass man in unseren Geschichten Trost und Sinn finden kann.

WIE KAM DIE IDEE EIN BUCH ALS MAGAZIN ZU MACHEN?

Wir sind zu zweit. Joanna Mühlbauer macht die Art Direktion und ich eben die Redaktion. Wir haben miteinander vor drei, vier Jahren bei der Süddeutschen Zeitung das JETZT Magazin gemacht und saßen im selben Büro. Nun entstehen neue Sachen oft an der Schnittstelle von verschiedenen Dingen. Wir haben zu der Zeit also Magazine gemacht und uns gedacht: Hm, in welchen Bereich kann man das noch übertragen? Wir sind dann auf die Frage gekommen, warum man eigentlich nicht mehr diese Literaturklassiker liest, wenn man einmal aus der Schule draußen ist. Und Joanna meinte dann: Ja klar, man müsste die Klassiker neu aufbereiten und zugänglich machen. Also, warum machen wir das nicht mit dem Wissen, das wir eh schon haben? Mit Magazinen. Nun kann man sich viel einfallen lassen, aber das war dann so eine Idee wo wir gedacht haben, ok, die hat Potenzial.

GIBT ES EINEN MOMENT, DER IHNEN BESONDERS AM HERZEN LIEGT, WENN SIE AN DIE ARBEIT AN DAS BUCH ALS MAGAZIN DENKEN?

Ja, schon, immer noch. Es ist aber mehr eine Ausgabe, als ein Moment. In unserem zweiten Heft, in er Woyzeck-Nummer hatte ich zwei längere Texte drin. Da habe ich mit einer Psychiaterin vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie ein Interview geführt und dann habe ich eine Geschichte über die deutschen Frauen von US-Soldaten geschrieben. Die hatte ich schon lang in der Planung. Beide Geschichten waren mir sehr wichtig, demnach auch das Heft. Zugleich findet man ja immer das jüngste Heft am besten. Das geht wohl allen Magazinmachern so.

GIBT ES MAGAZINE AUS DER VERGANGENHEIT, DIE SIE HEUTE BEEINFLUSSEN?

JOANNA: QUEST, MIRAGE und LIEBLING – auch wenn wir ganz anders aussehen.

EIN TWEET AN UNSERE LESER – 140 ZEICHEN – WAS MÖCHTEN SIE IHNEN SAGEN?

PETER: Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen.(Goethe)

WENN EIN TAG DER LETZTEN WOCHE THEMA DER NÄCHSTEN AUSGABE SEIN WÜRDE, WIE SÄHE DAS COVER AUS? BITTE FERTIGEN SIE EINE SKIZZE AN.

Interview 5

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Interview 6

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