FILM COMMENT
Gravity. Sandra Bullock und George Clooney treiben verlassen durchs All. Irgendwann verabschiedet sich George von Sandra und allein schafft sie es zurück in eine Kapsel, die sie zur sicheren Erde bringen soll. Es dauert noch eine ganze Weile, aber die Rückkehr wird gelingen. Wir sind berührt. Nicht, weil es Sandra geschafft hat, nach einer Odyssey durch den Weltraum heile nach Hause zurückzukehren, sondern wie sie es geschafft hat. Hier geht es nicht nur um das Talent der Schauspielerin, sondern auch das der Schreiber, des Regisseurs, des Kameramanns und vielen mehr. Wenn Sandra das erste Mal eine rettende Kapsel passiert, nimmt sie erschöpft die Position des Fötus ein und dreht sich im gleißenden Licht. Ehe sie festen Boden auf der Erde betritt, krabbelt sie zunächst einmal aus dem Wasser, wie schon beim evolutionären Landgang der Wirbeltiere geschehen und erhebt sich dann wie der erste Affe wackelig zum aufrechten Schritt.
Umso mehr an Idee und Energie in einen Film gesteckt wurde, desto mehr gibt es auch über ihn zu schreiben. Das Magazin FILM COMMENT macht nichts anderes und bittet dabei seit rund 50 Jahren die besten Filmautoren Amerikas zu Wort. In den Vereinigten Staaten ist damit nur FILM QUARTERLY (jetzt im 77. Jahrgang) noch älter als FILM COMMENT.
In den späten Siebzigern gehörte Manny Farber zu den großen bekannten Schreibern für FILM COMMENT. Er war es, der Taxi Driver für weitgehend falsch hielt, Jodie Foster für keine geeignete Kinderhure und den Haarschnitt von Robert de Niro für lächerlich empfand. Nicht nur Farber sorgte für Wirbel, sondern auch das Wechseln der Chefredakteure, die das Blatt bis heute lebendig gehalten haben und trotz verschiedener Herangehensweisen (unter Harlan Jacobson wurde aus Scherz eine gefälschte Liste der Filme herausgebracht, die später beim New York Film-Festival gezeigt werden sollten), aber doch immer mit demselben Ziel: FILM COMMENT zeitgenössisch und gleichzeitig zeitlos sein zu lassen, lesbar und unerschrocken im Denken, intellektuell aber nicht von oben herab.
FILM COMMENT bleibt sich dem auch zum Geburtstag treu. Während es in den Anfängen noch schien, als schreibe man nur über Tote oder beinahe Tote (King Vidor, Otto Preminger, Howard Hacks, Hitchcock), so schreibt man heute über alles rund um die Studiopolitik und ihren Ergebnissen, Filme aus Mainstream, Art-House und Avantgarde.
Steckbrief:
// Erscheinungsjahr: 1962
// Sprache: Englisch
// http://filmcomment.com