EDDY RHEAD UND …?
EDDY RHEAD – THE MODERNIST
Interview
Wir haben uns mit Eddy, Editor von THE MODERNIST, in einem Münchner Café an einem der heißen Sommertage auf zwei eiskalte Cokes getroffen.
„Es gibt das Magazin THE MODERNIST und es gibt die Manchester Modernist Society. Wir versuchen es voneinander zu trennen. Es sind die selben Leute – also Jack und ich – aber das Magazin hat einen internationalen Schwerpunkt. Die Gesellschaft konzentriert sich wie es der Name schon hergibt auf Machester, während wir das Magazin aber für jeden attraktiv halten wollen. Nachdem wir mit dem Magazin angefangen hatten, gab es ziemlich viele Artikel über den Nordwesten Englands. Aber nachdem Menschen aus aller Welt anfingen, sich für dieses Magazin zu interessieren, sind auch die Inhalte mittlerweile über die ganze Welt. Wir erhalten regelmäßig Artikel aus Europa und Amerika. Es ist fantastisch. Wir dachten sogar daran, den Namen umzuändern in ‚The International Modernist‘ oder ähnliches. Es hat sich wirklich viel verändert.“
WELCHES MAGAZIN HAST DU ZULETZT VOR DIESEM INTERVIEW IN DEN HÄNDEN GEHALTEN?
Also, ich bin ja mit dem Zug aus Großbritannien angereist, deshalb hatte ich eine lange Reise. Bei mir im Gepäck hatte ich das PRO CYCLING Magazin, weil ich es liebe, Rad zu fahren, MONOCLE und THE BRITISH JOURNAL OF PHOTOGRAPHY. Sie beinhalten all meine Interessen.
WELCHES BILD ODER ARTIKEL IST DIR BESONDERS IN ERINNERUNG GEBLIEBEN?
Nichts spezielles. Magazine sind für mich für mich Mittel zur Ablenkung, ich lese sie nicht für wirklich ernsthafte Absichten. THE BRITISH JOURNAL OF PHOTOGRAPHY inspiriert mich sehr. Ich war selbst als Fotograf unterwegs bis ich realisierte, dass ich nie so gut sein werde (lacht), vor allem als ich die Qualität der Arbeiten in THE BRITISH JOURNAL OF PHOTOGRAPHY gesehen hab. Es ist eines der ältesten Magazine der Welt. Es ist wunderschön.
WENN DU BEIM ARZT IM WARTEZIMMER SITZT, VOR DIR DER TISCH MIT MAGAZINEN, NACH WELCHEM WIRST DU GREIFEN?
Ich war seit 20 Jahren nicht mehr beim Arzt. Ich mag keine Ärzte. Und du warst offensichtlich noch nie in eine englischen Wartezimmer; sie haben überall Bildschirme mit Nachrichten laufen. Oh, aber Moment, ich habe meine Katze vor ein paar Wochen zum Tierarzt gebracht und ein Magazin über Katzen gelesen (lacht).
HAST DU MAGAZINE ABONNIERT?
Ja, PRO CYCLING, THE BRITISH JOURNAL OF PHOTOGRAPHY und, natürlich, THE MODERNIST.
GIBT ES EIN THEMA DAS DU AUF DEM MAGAZINMARKT VERMISST?
Ja, das ist witzig, ich wollte schon immer ein Magazin über das Fahrrad fahren machen, mit denselben Menschen die für THE MODERNIST arbeiten. Einfach weil wir herausgefunden haben, dass viele Leute, die für THE MODERNIST arbeiten, auch Interesse am Fahrrad fahren haben – offensichtlich ist es ein sehr „Modernist“-Phänomen. Deshalb wollte ich ein Magazin über die visuelle Kultur des Fahrrad fahrens machen, ähnlich dem Format von THE MODERNIST (Notiz: seit dem Interview wurde das Magazin mittlerweile umgesetzt – es heißt SOUPLESSE und die erste Auflage ist bereits vergriffen). Im Allgemeinen gibt es da draußen so viele schöne Magazine und ich denke es ist schwierig die Balance zwischen einem schönen und einem interessanten Magazin zu finden. Es gibt so so viele schöne Magazine und so so viele interessante, aber viel weniger schöne und gleichzeitig interessante Magazine. In jedem Fall aber hilft das Internet und Crowdfunding dabei, dass viele dieses Risiko ein Magazin zu veröffentlich eingehen – man kann den Markt bewerten, bevor man sich auf das Projekt einlässt.
WIE FING ALLES AN MIT THE MODERNIST?
Ich bin Zuhause geblieben, um auf meine Kinder aufzupassen. Deshalb hatte ich viel freie Zeit. Wir starteten die „Manchester Modernist Society“ vor fünf Jahren und eines Tages kam Jack zu mir und sagte, dass er ein Magazin machen will. Ich wollte immer ein Magazin machen, trotzdem klang es nach einer verrückten Idee, gerade in der Zeit wo dieses „Print ist tot“ seine Runden machte. Wir nahmen uns vor dieses Magazin mit einem Anti-London-Fokus umzusetzen. Es gibt so viele Magazine die sich auf London oder den Südosten Englands konzentrieren. Wir hatten früh diese Regel: keine Artikel über London. Bis heute, denke ich, gibt es immer noch nicht viele Artikel über unsere Hauptstadt. Das ist eine sehr typische Manchester-Art, zu sagen, wir machen das auf unsere eigene Art und Weise: „Fuck London“ (lacht). Wir sprachen mit jedem, den wir kannten. Wir kennen viele talentierte Leute und jeder, der an diesem Magazin arbeitet, macht das für umsonst. Wir bezahlen nur den Druckermeister. Er ist der einzige, der bezahlt wird. Das ist hart. Wir verdienen damit kein Geld. Wir verkaufen ein paar Shirts und Pins, woraus wir kleinen Profit schlagen, welcher das ganze Projekt mit am Laufen hält. In diesem Jahr wollten wir die Qualität des Magazins verbessern, deshalb haben wir am Ende von 2014 angefangen zu crowdfunden. Dadurch haben wir das Geld für unsere nächsten vier Ausgaben sammeln können. Das war fantastisch für uns! Wir wollen keine professionellen Magazinmacher werden. Der Grundgedanke bei uns war immer: Würde ich es lesen wollen? Wir wollen nicht in diese Position geraten, wo wir zu ergeizig werden, sondern es einfach auf einem entspannten Level lassen und die Dinge nicht verkomplizieren, indem wir sie professionalisieren.
WIE KOMMT IHR AUF DIE THEMEN?
Wir haben einfach mit dem Alphabet angefangen. Im ersten Jahr begannen die Ausgaben mit dem Buchstaben B. Darauf das Jahr C, dann D und so weiter. Dieses Jahr sind wir bei E. Wir hatten Expo, Engineer, Entertainment. Wir setzen uns hin und machen eine lange Liste mit möglichen Titeln zum aktuellen Buchstaben. Nächstes Jahr ist dann F dran. Hoffentlich kommen wir bis X. Es ist also ganz einfach. Manchmal mögen wir einfach das Wort und wissen noch nicht mal, welcher Artikel dazu passen könnte.
WAS IST DEIN LIEBLINGSMOMENT HINSICHTLICH ALLER AUSGABEN?
Ehrlich gesagt: als ihr uns gefeatured habt. Das war wirklich wunderbar – zu wissen, dass Leute aus einem anderen Land und einer anderen Kultur verstanden haben, was wir hier machen. Wenn die Leute es wirklich begreifen, ist das fantastisch. Und auch als unser Crowdfunding Erfolg hatte. Das war großartig zu sehen, wie viele Leute uns unterstützen wollten und einfach mögen, was wir machen. Und natürlich jedes Mal wenn wir das Magazin vom Drucker abholen und zum ersten Mal in den Händen halten.
WELCHE MAGAZINE AUS DER VERGANGENHEIT INSPIRIEREN EUCH?
ARC+ ARCHITECTURE – die Ausgaben aus den 40ern, 50ern, 60ern. Realisiert wurde es ebenfalls von zwei Leuten mit einer Vision und es fing auch seh regional an, nämlich als CALIFORNIA ARC+ ARCHITECTURE. Wie bei THE MODERNIST gab es zwei Farben. Wir wollten nicht kopieren, aber das war definitiv eine Inspiration.
EIN TWEET AN UNSERE LESER. 140 ZEICHEN. DEINE BOTSCHAFT?
„If you take, then put back good – if you steal, be Robin Hood.“
WENN EIN TAG DEINER LETZTEN WOCHE THEMA DER NÄCHSTEN AUSGABE WÄRE, WIE WÜRDE DAS COVER AUSSEHEN? BITTE EINE SKIZZE.