PETER WAGNER, editor of DAS BUCH ALS MAGAZIN magazine, and JOANNA MÜHLBAUER, art director.
JOANNA MÜHLBAUER, PETER WAGNER – DAS BUCH ALS MAGAZIN
Interview
WELCHER ARTIKEL ODER WELCHES BILD IST IHNEN AUS EINEM MAGAZIN BESONDERS AUFGEFALLEN?
(überlegt) Ach genau, das fand ich in eben jener BRAND EINS-Nummer wirklich gut: Da war dieser Text, da ging es darum, ob es wirklich klug ist, sich in der Wissenschaft Netzwerke zu verschaffen oder ob man lieber im Kämmerlein bleibt und still vor sich hinforscht. Da fand ich die Antwort überraschend tröstlich, weil ich genau das gehofft hatte: Die haben mit dem Thomas Südhof geredet. Der hat vor ein paar Jahren den Medizin-Nobelpreis gewonnen, und der meinte: Naja, das Problem an so Konferenzen und Netzwerken sei, wenn die vielen Leute sich die ganze Zeit austauschen würden, dann hätte man am Ende doch nur immer die gleichen Ideen. Das sei zwar schön, aber die richtigen originellen Sachen würden dann doch nur entstehen, wenn man für sich allein nachdenken würde.
ZU WELCHEM MAGAZIN GREIFEN SIE BEI IHREM ARZT IM WARTEZIMMER?
Tatsächlich zur BUNTE, wenn es irgendwie geht; oder zur GALA. Beim Friseur bei mir um’s Eck such ich immer den STERN raus. Ich nenn ihn mal die vergessene Zeitschrift. Sie hat mich lange begleitet beim groß werden. Früher war das ja schon noch die große Illustrierte, geprägt von Henri Nannen, das Ding mit den spannenden Bildreportagen aus der großen, weiten Welt. Die sind heute nicht mehr ganz so wichtig. Ich glaube, weil es in Internetzeiten nicht mehr so einfach ist, einen „General Interest“-Titel zu machen. Also, eine Wundertüte, die die ganze Nation überrascht.
WELCHES SIND IHRE DREI FAVORITEN UNTER DEN MAGAZINEN AUF DEM MARKT?
Ich lese gar nicht so wahnsinnig viele Magazine. Man denkt immer, das würde so zur Voraussetzung gehören, aber ich hab doch erstaunlich wenige in der Hand. Selber gekauft habe ich zuletzt das BLOCK Magazin von der Theresia Enzensberger. Da fand ich die Art der Finanzierung so interessant: Theresia druckt erst, wenn sie genug Leser/Käufer beisammen hat. Und dann mag ich doch immer wieder die BRAND EINS. Es ist schon fast langweilig zu betonen, dass man die gut findet. Die haben es aber halt geschafft, die Qualität über die Jahre hinweg zu halten. Die stellen in ihren Texten soviele richtige Fragen. Auf die Weise wird dann Wirtschaft interessant. Und dann ist da natürlich das SZ Magazin. Die machen schon mit die interessantesten Geschichten, von Woche zu Woche. Genau so wie das ZEIT Magazin. Die MUH lese ich auch ganz gerne immer mal wieder.
WELCHE ROLLE ÜBERNIMMT FÜR SIE DAS MAGAZIN IN UNSERER GESELLSCHAFT?
Ah, meine Lieblingsfrage. Also, darauf gibt es zwei Antworten. Die eine: Wenn man so ein Heft wie unseres macht, dann muss man filtern und sortieren. Man muss sich überlegen, was man eigentlich drin haben will. Man muss quasi ein bestimmtes Gebiet ausdauernd bearbeiten und verschafft sich so eine Art Übersicht und stellt auch Zusammenhänge her zwischen verschiedenen Themen. Das ist relativ sinnstiftend – der Mensch freut sich ja immer dann, wenn er irgendwo Zusammenhänge erkennt. Und genau das macht man eigentlich, wenn man so ein Heft erstellt: Zusammenhänge herstellen. Die andere Antwort: Wir versuchen mit unsren Geschichten Fragen zu beantworten, die wir eigentlich selber ans Leben haben. Das ist das Schöne, dass in diesen Literaturklassikern so viele Lebensfragen behandelt werden. Wir sehen dann zu, dass unsere Texte, nach Möglichkeit, immer eine zentrale Frage beantworten. Idealerweise haben dann wir und auch der Leser was davonIch glaube, dass Journalismus nicht nur informieren oder unterhalten muss, sondern dass Journalismus oder eben auch Magazine so eine Orientierungsfunktion haben können. Dass man in unseren Geschichten Trost und Sinn finden kann.
WIE KAM DIE IDEE EIN BUCH ALS MAGAZIN ZU MACHEN?
Wir sind zu zweit. Joanna Mühlbauer macht die Art Direktion und ich eben die Redaktion. Wir haben miteinander vor drei, vier Jahren bei der Süddeutschen Zeitung das JETZT Magazin gemacht und saßen im selben Büro. Nun entstehen neue Sachen oft an der Schnittstelle von verschiedenen Dingen. Wir haben zu der Zeit also Magazine gemacht und uns gedacht: Hm, in welchen Bereich kann man das noch übertragen? Wir sind dann auf die Frage gekommen, warum man eigentlich nicht mehr diese Literaturklassiker liest, wenn man einmal aus der Schule draußen ist. Und Joanna meinte dann: Ja klar, man müsste die Klassiker neu aufbereiten und zugänglich machen. Also, warum machen wir das nicht mit dem Wissen, das wir eh schon haben? Mit Magazinen. Nun kann man sich viel einfallen lassen, aber das war dann so eine Idee wo wir gedacht haben, ok, die hat Potenzial.
GIBT ES EINEN MOMENT, DER IHNEN BESONDERS AM HERZEN LIEGT, WENN SIE AN DIE ARBEIT AN DAS BUCH ALS MAGAZIN DENKEN?
Ja, schon, immer noch. Es ist aber mehr eine Ausgabe, als ein Moment. In unserem zweiten Heft, in er Woyzeck-Nummer hatte ich zwei längere Texte drin. Da habe ich mit einer Psychiaterin vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie ein Interview geführt und dann habe ich eine Geschichte über die deutschen Frauen von US-Soldaten geschrieben. Die hatte ich schon lang in der Planung. Beide Geschichten waren mir sehr wichtig, demnach auch das Heft. Zugleich findet man ja immer das jüngste Heft am besten. Das geht wohl allen Magazinmachern so.
GIBT ES MAGAZINE AUS DER VERGANGENHEIT, DIE SIE HEUTE BEEINFLUSSEN?
JOANNA: QUEST, MIRAGE und LIEBLING – auch wenn wir ganz anders aussehen.
EIN TWEET AN UNSERE LESER – 140 ZEICHEN – WAS MÖCHTEN SIE IHNEN SAGEN?
PETER: Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen.(Goethe)
WENN EIN TAG DER LETZTEN WOCHE THEMA DER NÄCHSTEN AUSGABE SEIN WÜRDE, WIE SÄHE DAS COVER AUS? BITTE FERTIGEN SIE EINE SKIZZE AN.